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Studienauftrag Oberdorf «continuo» (1. Rang)

Hirschthal

Wohnüberbauungen

Der Perimeter wird in eine erste und eine zweite Baureihe aufgegliedert. Dazwischen liegt eine öffentliche Fusswegverbindung von der Talstrasse zur Schulanlage. Die 1. Baureihe «DORF» beinhaltet drei freigespielte, murale Baukörper. Fussabdruck und Geschossigkeit orientiert sich klar an der typische Strassenbebauung Hirschthals. Dabei dienen die Gesten, dem Schulhaus die Zentrumsfunktion zu zugestehen und im Bereich der Strassenkreuzung auf die historische Wegverbindungen zu reagieren, zur guten Einpassung in den Kontext. Die 2. Baureihe «DICHTE» beinhaltet ebenfalls drei Baukörper. Hier einem zusätzlichen Geschoss und begrünten Flachdächern eine verträgliche Verdichtung innerhalb des Dorfes aufgezeigt. Die erhöhten Baukörper ermöglichen kleinere Fussabdrücke und entsprechend mehr Freiraum zwischen den Volumen. Die horizontal und vertikal gestaffelten Baukörper erlauben eine Verschränkung mit dem Kontext und nehmen Bezug auf die kleinteiligen Bauten im Dorf. Sämtliche Baukörper sind, mit Ausnahme im Kreuzungsbereich, den Strassenverläufen der Haupt- und Talstrasse ausgerichtet. Durch die Setzung entsteht eine Vielzahl an Durchblicken und Sichtbezügen. Dabei wird der angrenzende Grünraum auch im Dorfzentrum erlebbar. Insbesondere entsteht im Kreuzungsbereich der Kantonsstrassen eine diagonale Sichtachse, die den Blick in den Grünraum freigibt.

Projekt
Studienauftrag Oberdorf, 5042 Hirschthal
Auftragsart
Studienwettbewerb
Projektentwicklungen
Bauherrschaft
Privat
Auszeichnung
1. Rang; Zentrumsentwicklung Hirschthal - Lämmli Architektur AG & Bütikofer Schaffrath Landschaftsarchitekten
2115 Dachvarianten Haus A B symetrisches Walmdach 2115 BILD 3 bearbeitet 2

Materialität
Die Materialität und Ausdruck der Gebäude soll sich unaufgezwungen ins Dorfbild einfügen. Dabei spielt eine «homogene Heterogenität» eine gewichtige Rolle. Die 1. und 2. Baureihe unterscheiden sich auch hier, wobei verbindende Elemente die Überbauung als Einheit trotzdem zusammenführen. In der Baureihe entlang der Strasse spielen unterschiedliche murale, symmetrisch gestaltete Fassaden das Gesicht der Überbauung. Differenziert ausgestaltete Sockelgeschosse deuten unaufdringlich eine gewerbliche Nutzung an. Die klassichen Gewände werden aufgenommen und überformt. Diese wie auch die französischen Fenster ziehen sich dabei durch die gesamte Bebauung. Die 2. Baureihe «DICHTE» wird bewusst leicht homogener gehalten. Die Materialisierung nimmt dabei typische Themen von Gartenbauten auf: Holz und Metall. Diese soll den Bezug zum Grünraum bzw. Garten hervorheben. Eine Holzfassade (oder hinterlüftete Alternative) soll sich von der muralen 1. Baureihe unterscheiden lassen. Diese ist je nach Geschossigkeit horizontal oder vertikal gegliedert. Die in den Grünraum hineinragenden Balkone und Terrassen ermöglichen vielfältige Ausblicke und stärken den Bezug zur Natur. Widerum als verbindendes Element eines Gesamtkonzeptes wurden "Gewände" und auch französische Fenster adaptiert und lassen eine Verwandschaft zu den Bauten entlang der Hauptstrasse entstehen.

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Typologie
Die Typologien führen die Differenzierung zwischen 1. und 2. Baureihe fort. Die 1. Baureihe «DORF» enthält symmetrische zwei- bzw. vierspännige Grundrisse und nehmen dadurch Bezug auf den natürlich gewachsenen Baustil innerhalb des Dorfes. Durch die Nähe zur Hauptstrasse weist diese Baureihe im Erdgeschoss Gewerbenutzungen auf. Im südlichen Teil (Kreuzung) wird ein Bistro (oder Kiosk, Retail) aufgrund der peripheren Lage vorgeschlagen. Im Zentrum (vis à vis Bahnhof) wird ein Gewerbe wie Coiffeur, Blumengeschäft, Büros, Praxis preferiert. Im nördlichen Teil (nahe Schulanlage) ist eine Kindertagesstätte angedacht. In den oberen Geschossen finden sich 2.5 bis 3.5 Zimmer Wohnungen, die auch als Möglichkeit für Alterswohnungen dienen. In den Dachgeschossen befinden sich grössere Wohnungen. Sämtliche Schlafzimmer weisen in dieser Baureihe eine lärmabgewandte Ausrichtung auf. Zudem haben alle Wohnheiten in dieser Baureihe eine zwei- bis dreiseitige Orientierung, auch die im Gebäude integrierten Balkone. Entgegen der klar struktuierten 1. Baureihe findet sich in der Baureihe «DICHTE» eine differenzierte Typologie. Effizient organisierte Fünfspänner enthalten alle Wohnungsgrössen. Auch hier sollen die Grundrisse sich dem Städtebaukonzept annähern. Die in der Horizontalen und Vertikalen wahrnehmbaren Versätze widerspiegeln sich im Grundriss: Alle Wohnungen weisen versetzt ausgerichtete Wohn-und Essbereiche auf, zentral findet sich dabei die Küche. Durch die zwei- bis dreiseitige Orientierung wird eine hohe Wohnqualität erzeugt und die Natur erlebbar gemacht. Dadurch wird auch eine optimale Belichtung von Morgen-, Mittag, und Abendsonne sichergestellt. Die 5.5 Zimmer Attikawohnungen profitieren von grossen, durchgrünten Terrassen.

Landschaft
Die Setzung der Gebäude ermöglicht grosszügige Freiräume mit verschiedenen Funktionen. Die Einbindung im Siedlungsraum mit der Verzahnung der Landschaft stellt ein wichtiger Faktor dar. Die Übergänge zur Landschaft sind offen und für den Kaltluftstrom durchlässig. Die entstehenden Grünräume und Bäume erfüllen Trittsteinfunktion in der Vernetzung der nahen Landschaftskammern. Auch öffnen sich Blickachsen mit Bezug zur weiteren Umgebung. Die starke Durchgrünung des Freiraumes mit Bäumen unterstützt die Kühlung der Siedlung. Das Projekt weist unterschiedliche Zonen auf. In Strassennähe öffnet sich eine Platzsituation mit erwünschtem Publikumsverkehr und Aufenthaltsqualitäten. Die erste Baureihe hat öffentlichen Charakter und die zweite Baureihe mit Wohnnutzung ist in halböffentliche und private Bereiche zoniert und entsprechend durchgrünt. Die Platzgestaltung an der Kreuzung erinnert an einen Dorfplatz mit Baum, Brunnen, Café, Blumenladen und Sitzgelegenheiten. Die gepflästerte Fläche hebt sich von der Strasse ab und definiert den zentralen Ort. Die Pflanzinseln fügen sich in den Raum auf selbstverständliche Art ein und zonieren die Situation. Mit der Erschliessungsachse zwischen den beiden Baureihen entsteht eine Wegverbindung abseits der Strasse. Der organisch geführte Weg verbindet das südliche Quartier mit dem Schul-und Gemeindehausareal und ist die Ausgangsachse für die Hauszugänge. Die Wege weisen eine klare Hierarchie auf und setzen sich in der Materialisierung von der Strasse und der Platzgestaltung ab. An der Zufahrt zur Tiefgarage sind die Besucherparkplätze und die Entsorgung zweckmässig und unaufgeregt angeordnet. Die Einstellhalle ist effizient angeordnet und liegt mehrheitlich unter den Gebäuden. Eine starke Durchgrünung und Erhalt der Birkengruppe ist dadurch möglich. Das Umfeld der Wohnungen ist geprägt durch grosszügige Rasen- und Wiesenflächen, welche mit der Durchwegung und den Bäumen, insbesondere mit der bestehenden Birkengruppe, eine parkartige Landschaft bildet. Die Zonierung der privaten Aussenräume erfolgt durch geschnittene Heckenfragmente, welche den Bereich klar definieren, aber eine Durchlässigkeit aufweisen. Die Bogenform der Hecken unterstützen die organische Formensprache und Ellipsen. Die Rasen- und Wiesenflächen wirken grosszügig und dienen als Spiel- und Gemeinschaftsflächen. Die Ausstattungen für Spiel und Aufenthalt sollen zurückhaltend und in Holz gestaltet sein.